Tausend Fragen zur Prokrastination und keine Antwort?
Re: Tausend Fragen zur Prokrastination und keine Antwort?
Eine kurze Antwort an the-desperate-one:
Hi, ich würde dir gerne zu dem, was aus deinen wohlgeformten Zeilen so durchblitzt, etwas schreiben, das nicht drumherum redet, sondern wirklich mit dir zu tun hat. Damit du mit dem Prokrastinieren aufhören kannst, denn für langes und problembehaftetes Prokrastinieren gibt es kein Fleißkärtchen, keinen Behindertenausweis, kein Mitleid und kein Verständnis. Dass du das weißt, zeigt mir das Smilie.
Ich bin nicht sicher, ob konkrete Gespräche in deinem Sinne sind, oder im Sinne des Blogs und all der anderen.
Soviel aber schon mal vorab: "nachdenken" und "vielleicht" in "bestimmten" "Nuancen" etwas zu "überdenken" bringt keinen Fortschritt, zementiert aber Stagnation und beschleunigt Rückschritt. Denken ist eh keine Alternative: Wenn du die Sprüche alle kennst, dann weißt du auch, dass es wenig bringt, sich den Frosch, den man schlucken soll, auch noch lange anzusehen. Aber mach dir klar: Sprüche rauszukramen und gefällig umzuformen ist purer "Mind Fuck". Das ist wie Antibiotika bei resistenten Keimen: Alibi, daran hindert, etwas (anderes, besseres) zu tun. Prokrastinationsüberwindung ist keine Kunstform, kein Probeschlag beim Golf, sondern der Weg in ein neues Leben.
Ich würde mich freuen, wenn du den Absprung schneller schaffst, als ich es konnte. Ich habe sehr gründlich gelernt, dass man mit Prokrastination überleben kann - wenn auch gerade mal so und mit sehr viel Einsatz und Aufwand. Ich weiß, dass die hübschen kleinen Bequemlichkeiten, von denen du sprichst, unter dem Strick teuer erkauft sind, und dass das wirkliche Leben das aktive, selbstgestaltete, freie Leben erst jenseits der Prokrastination beginnt. Energiesparen ist eine Qualität für Sparlampen, den inneren Schweinehund an die Leine zu nehmen und zu dressieren ist eine Aufgabe
Noch ein "Spruch" zum Abschluss? Hinter der Prokrastination steht die Angst, jenseits der Angst die Faszination. "Denk" mal drüber nach.
Liebe und verständnisvolle Grüße
procras
Hi, ich würde dir gerne zu dem, was aus deinen wohlgeformten Zeilen so durchblitzt, etwas schreiben, das nicht drumherum redet, sondern wirklich mit dir zu tun hat. Damit du mit dem Prokrastinieren aufhören kannst, denn für langes und problembehaftetes Prokrastinieren gibt es kein Fleißkärtchen, keinen Behindertenausweis, kein Mitleid und kein Verständnis. Dass du das weißt, zeigt mir das Smilie.
Ich bin nicht sicher, ob konkrete Gespräche in deinem Sinne sind, oder im Sinne des Blogs und all der anderen.
Soviel aber schon mal vorab: "nachdenken" und "vielleicht" in "bestimmten" "Nuancen" etwas zu "überdenken" bringt keinen Fortschritt, zementiert aber Stagnation und beschleunigt Rückschritt. Denken ist eh keine Alternative: Wenn du die Sprüche alle kennst, dann weißt du auch, dass es wenig bringt, sich den Frosch, den man schlucken soll, auch noch lange anzusehen. Aber mach dir klar: Sprüche rauszukramen und gefällig umzuformen ist purer "Mind Fuck". Das ist wie Antibiotika bei resistenten Keimen: Alibi, daran hindert, etwas (anderes, besseres) zu tun. Prokrastinationsüberwindung ist keine Kunstform, kein Probeschlag beim Golf, sondern der Weg in ein neues Leben.
Ich würde mich freuen, wenn du den Absprung schneller schaffst, als ich es konnte. Ich habe sehr gründlich gelernt, dass man mit Prokrastination überleben kann - wenn auch gerade mal so und mit sehr viel Einsatz und Aufwand. Ich weiß, dass die hübschen kleinen Bequemlichkeiten, von denen du sprichst, unter dem Strick teuer erkauft sind, und dass das wirkliche Leben das aktive, selbstgestaltete, freie Leben erst jenseits der Prokrastination beginnt. Energiesparen ist eine Qualität für Sparlampen, den inneren Schweinehund an die Leine zu nehmen und zu dressieren ist eine Aufgabe
Noch ein "Spruch" zum Abschluss? Hinter der Prokrastination steht die Angst, jenseits der Angst die Faszination. "Denk" mal drüber nach.
Liebe und verständnisvolle Grüße
procras
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- Joined: Wed 23. Aug 2017, 10:36
Re: Tausend Fragen zur Prokrastination und keine Antwort?
Hallo procras,
erst einmal vielen Dank für Deine Antwort! Bei mir kommt an, Du willst anderen wirklich helfen, und das ist gut.
Dennoch spricht Deine Antwort auch einen Teil von mir an, der sich wehrt: Den selbstgeißelnden Skipper beschrieb ich nicht umsonst. Tritte in den Arsch gebe ich mir so stark selbst (Internalisierung vom Verhalten der Eltern), dass es an Selbstverachtung grenzt. Das war schon immer so. Neuer ist, dass diese Tritte kaum noch wirken. Der getretene Teil ist unempfindlich geworden. Und eine innerlich-positive Herangehensweise an Arbeit kenne ich kaum. Aufgrund meines tendentiellen Hanges zur Selbstgeißelung berühren externe entsprechende Tritte (in diesem Fall empfing ich das als Teil der Botschaft Deines Beitrags) immer auch diese bestimmte Wunde, und mein gegeißelter Teil will sich wehren. Was ich im real life im Übrigen zu selten tue: Mich wehren, auch wenn es angemessen wäre.
Natürlich wünsche ich mir ein besseres Leben, aber wenn ich mich von meinen emotionalen Wunden nicht erhole, auch dann will ich trotzdem leben (dürfen).
Viele Grüße,
Jan
erst einmal vielen Dank für Deine Antwort! Bei mir kommt an, Du willst anderen wirklich helfen, und das ist gut.
Dennoch spricht Deine Antwort auch einen Teil von mir an, der sich wehrt: Den selbstgeißelnden Skipper beschrieb ich nicht umsonst. Tritte in den Arsch gebe ich mir so stark selbst (Internalisierung vom Verhalten der Eltern), dass es an Selbstverachtung grenzt. Das war schon immer so. Neuer ist, dass diese Tritte kaum noch wirken. Der getretene Teil ist unempfindlich geworden. Und eine innerlich-positive Herangehensweise an Arbeit kenne ich kaum. Aufgrund meines tendentiellen Hanges zur Selbstgeißelung berühren externe entsprechende Tritte (in diesem Fall empfing ich das als Teil der Botschaft Deines Beitrags) immer auch diese bestimmte Wunde, und mein gegeißelter Teil will sich wehren. Was ich im real life im Übrigen zu selten tue: Mich wehren, auch wenn es angemessen wäre.
Natürlich wünsche ich mir ein besseres Leben, aber wenn ich mich von meinen emotionalen Wunden nicht erhole, auch dann will ich trotzdem leben (dürfen).
Viele Grüße,
Jan
Re: Tausend Fragen zur Prokrastination und keine Antwort?
Hallo the desperate one!
Lass mich dir noch ein paar Gedanken schildern, die mir beim Lesen deines Posts gekommen sind. Vielleicht ist das eine oder andere dabei, das dir von Nutzen ist,
„Ziele"
„Ziel“ wird in aller Regel so gesehen: Als Vorgaben für eine Tätigkeit, und als ein Ergebnis, das man erreicht oder auch nicht, beibehalten oder verändern kann. Solche Ziele setzt man sich selbst oder sie werden einem vorgegeben, man folgt ihnen oder man widersetzt sich – offen oder still durch Aufschieben oder (Selbst-)Sabotage - hängt davon ab, ob einem das Ziel nur aufgeschwatzt wurde oder „wirklich" mit einem selbst zu tun hat. Viele Ziele zu haben war typisch für Odysseus: Der irrte herum, kam irgendwo an, wo er gar nicht hinwollte, hatte trotzdem immer mächtig zu tun. Dabei wollte er eigentlich nur nachhause. Sein wirkliches Ziel. Andere wollten nach Indien - und entdeckten Amerika. Auch nicht schlecht.
„Ziel“ hat auch etwas Einmaliges, Endgültiges. Das Ziel eines 100m-Laufs ist gleichzeitig auch das Ende des Rennens.
Es kann verwirrend sein, diesen zweiten Aspekt im Auge zu behalten, während man von den rasch wechselnden Zwischenzielen immer wieder neu beeindruckt wird.
Eine „Ziele-Arbeit“ wäre sicher ein hilfreicher Ansatz für dich, Insbesondere, wenn es dir so lange schwer gemacht wurde, Ziele – oder besser: dein Ziel für dich zu formulieren. Immerhin ist das Erreichen von Zielen und die Freude darüber (Stichwort: Belohnungssystem) ein ganz starker positiver Motivator! "Ziele-Arbeit" ist ein Prozess, der durchleuchtet, wie das Wort "Ziel" in deinem Unbewussten abgelegt ist, mit welchen "Hintergedanken" es dich steuert, an was es dich erinnert, was für Reaktionen es in die auslöst. Und was davon inzwischen entbehrlich geworden ist.
„Selbstgeißelung“
Niemand tut sich freiwillig selbst Weh, es sei denn, ein inneres Befinden treibt ihn dahin (wieder das „Belohnungssystem“) – die Psychologie kennt den Begriff der „masochistischen Persönlichkeitsstörung“. Auch dies ist ein Verhalten, das umso leichter gelernt wird, je früher wichtige Einflussfaktoren auf eine vorhandene Disposition treffen. Das Gute daran: Was gelernt wurde, kann auch wieder „entlernt“ werden. Die Bereitschaft, alles inklusive sich selber den Bach runtergehen zu lassen, ist der Versuch einer Problemlösung, der sich durchaus verbessern lässt!
Dass bei seiner Entstehung leider allzu oft die Eltern beteiligt waren, hängt naturgegeben mit deren unausweichlicher Autorität zusammen, die das Kind aus seiner schwächeren Position heraus umso ausgelieferter erlebt. Nicht alle Eltern konnten oder wollten hier bewusst gegensteuern – leider! Wir werden trotzdem die Institution Eltern nicht grundsätzlich in Frage stellen können.
Du hast es selbst erlebt: Selbstgeißelung ist wie eine Droge, deren Wirksamkeit in dem Maße abnimmt, wie die Dosis erhöht wird.
Selbstgeißelung reißt Wunden, die von den „emotionalen Wunden“ nicht zu unterscheiden sind. Die Wunden in Ruhe zu lassen (damit sie heilen können, und damit du wieder spüren kannst, dass Schmerzen keine Belohnung, sondern eine Warnung sind), wäre also ein vorderstes Ziel. Zu erreichen durch:
„Sich wehren“
Sich zur Wehr setzen ist so ein Akt, der vor weiterer Verletzung bewahrt, der den Wunden eine heilsame Pause gönnt, der den Kriegsschauplatz verlagert, und der auf eine „selbstwirksame“ Weise wieder ins Tun, in die Aktion bringt.
Sich wehren könnte das Risiko weiterer Verletzung beinhalten? Ja, vor allem, wenn du bei deinen alten Mustern bleibst. Also: Mach es anders, hol dir Hilfe, oder mach dir die "Brandung" zu deinem Freund, vielleicht zu deinem Surf-Paradies?
Auch wenn du behauptest. du würdest und könntest dich nicht wehren, so spricht doch dein Post eine andere Sprache: Du wehrst dich durchaus, wenn ich dir zu nahe trete, wenn ich dich falsch verstehe, wenn du meinst, dass ich Dinge fordere, die du nicht leisten kannst.
Hier zeichnet sich also der nächste Schritt zur Selbstheilung ab:
Wehre dich! Achte nicht drauf, ob angemessen oder nicht. Wegducken kannst du schon ganz gut – jetzt versuch auch mal, aus der Deckung herauszukommen – nicht unbedingt anzugreifen, aber dich aktiv zu wehren. Tun ist besser als Totstellen. Such dir Situationen, die dir so, wie sie sind,nicht passen, und überleg dir, wie ein „Sich-wehren“ aussehen könnte – und wenn dabei an einer Stelle Bedenken auftauchen, erinnere dich: Sie wollen wahrgenommen, und sie wollen bearbeitet werden.
„Bedenken“
Ein erster Schritt der neu zu gewinnenden Autonomie ist, zu verstehen, dass Prokrastinieren nie die Krankheit an sich ist, die es zu therapieren gilt, sondern nur das Symptom, das Fieber, das dir sagt, dass eine tiefer sitzende Entzündung behandelt werden soll. Bedenken sind vorgeschobene Schutzmechanismen, die möglicherweise etwas schützen wollen, das selber gar nicht mehr da ist.
„Energiesparmodus“
Du kennst es von deinem Handy: Der Energiesparmodus verlängert zwar die Betriebsdauer, aber nur mit eingeschränkten Funktionen. Das geht dann noch eine Weile, dann aber musst du doch neu aufladen. Hast du dir Gedanken gemacht, wie? Es gibt viele Möglichkeiten: Am Stromnetz, an der Power Bank, am Computer, am Solarpanel, jemanden fragen … Dann tu's gleich, und genieße die volle Funktionstüchtigkeit.
Festzustellen, dass keine Energie mehr da ist, sollte nur der erste Schritt sein!
Vielleicht hast du aber auch ein "Ein-Weg"-Handy? Dann berichte uns davon.
„leben dürfen“
Sei nicht zu bescheiden! Leben dürfen unter dem ständigen Schmerz der alten Wunden ist nicht das, was du anstreben solltest. Wunden schmerzen, man hält sie feste zu und will keinen daran lassen. Eine Schutzreaktion, die für kurze Zeit ok ist. Aber unter ihr heilen Wunden selten gut aus, und die Zeit? nee, Zeit heilt Wunden nicht wirklich! Fachkundige Hilfe kann Erleichterung schaffen und Selbstheilung dieser alten Wunden ermöglichen. Das heißt: Jemand von außen, und jemand, der etwas davon versteht. Du solltest dir die Mühe machen, so jemanden zu suchen. Die Arbeit lohnt sich: Danach brauchst du nichts mehr aufzuschieben.
Ich wünsch dir, dass dir dafür noch ein bisschen Energie im Akku verbleibt!
Viel Glück und liebe Grüße
pro-cras
Lass mich dir noch ein paar Gedanken schildern, die mir beim Lesen deines Posts gekommen sind. Vielleicht ist das eine oder andere dabei, das dir von Nutzen ist,
„Ziele"
„Ziel“ wird in aller Regel so gesehen: Als Vorgaben für eine Tätigkeit, und als ein Ergebnis, das man erreicht oder auch nicht, beibehalten oder verändern kann. Solche Ziele setzt man sich selbst oder sie werden einem vorgegeben, man folgt ihnen oder man widersetzt sich – offen oder still durch Aufschieben oder (Selbst-)Sabotage - hängt davon ab, ob einem das Ziel nur aufgeschwatzt wurde oder „wirklich" mit einem selbst zu tun hat. Viele Ziele zu haben war typisch für Odysseus: Der irrte herum, kam irgendwo an, wo er gar nicht hinwollte, hatte trotzdem immer mächtig zu tun. Dabei wollte er eigentlich nur nachhause. Sein wirkliches Ziel. Andere wollten nach Indien - und entdeckten Amerika. Auch nicht schlecht.
„Ziel“ hat auch etwas Einmaliges, Endgültiges. Das Ziel eines 100m-Laufs ist gleichzeitig auch das Ende des Rennens.
Es kann verwirrend sein, diesen zweiten Aspekt im Auge zu behalten, während man von den rasch wechselnden Zwischenzielen immer wieder neu beeindruckt wird.
Eine „Ziele-Arbeit“ wäre sicher ein hilfreicher Ansatz für dich, Insbesondere, wenn es dir so lange schwer gemacht wurde, Ziele – oder besser: dein Ziel für dich zu formulieren. Immerhin ist das Erreichen von Zielen und die Freude darüber (Stichwort: Belohnungssystem) ein ganz starker positiver Motivator! "Ziele-Arbeit" ist ein Prozess, der durchleuchtet, wie das Wort "Ziel" in deinem Unbewussten abgelegt ist, mit welchen "Hintergedanken" es dich steuert, an was es dich erinnert, was für Reaktionen es in die auslöst. Und was davon inzwischen entbehrlich geworden ist.
„Selbstgeißelung“
Niemand tut sich freiwillig selbst Weh, es sei denn, ein inneres Befinden treibt ihn dahin (wieder das „Belohnungssystem“) – die Psychologie kennt den Begriff der „masochistischen Persönlichkeitsstörung“. Auch dies ist ein Verhalten, das umso leichter gelernt wird, je früher wichtige Einflussfaktoren auf eine vorhandene Disposition treffen. Das Gute daran: Was gelernt wurde, kann auch wieder „entlernt“ werden. Die Bereitschaft, alles inklusive sich selber den Bach runtergehen zu lassen, ist der Versuch einer Problemlösung, der sich durchaus verbessern lässt!
Dass bei seiner Entstehung leider allzu oft die Eltern beteiligt waren, hängt naturgegeben mit deren unausweichlicher Autorität zusammen, die das Kind aus seiner schwächeren Position heraus umso ausgelieferter erlebt. Nicht alle Eltern konnten oder wollten hier bewusst gegensteuern – leider! Wir werden trotzdem die Institution Eltern nicht grundsätzlich in Frage stellen können.
Du hast es selbst erlebt: Selbstgeißelung ist wie eine Droge, deren Wirksamkeit in dem Maße abnimmt, wie die Dosis erhöht wird.
Selbstgeißelung reißt Wunden, die von den „emotionalen Wunden“ nicht zu unterscheiden sind. Die Wunden in Ruhe zu lassen (damit sie heilen können, und damit du wieder spüren kannst, dass Schmerzen keine Belohnung, sondern eine Warnung sind), wäre also ein vorderstes Ziel. Zu erreichen durch:
„Sich wehren“
Sich zur Wehr setzen ist so ein Akt, der vor weiterer Verletzung bewahrt, der den Wunden eine heilsame Pause gönnt, der den Kriegsschauplatz verlagert, und der auf eine „selbstwirksame“ Weise wieder ins Tun, in die Aktion bringt.
Sich wehren könnte das Risiko weiterer Verletzung beinhalten? Ja, vor allem, wenn du bei deinen alten Mustern bleibst. Also: Mach es anders, hol dir Hilfe, oder mach dir die "Brandung" zu deinem Freund, vielleicht zu deinem Surf-Paradies?
Auch wenn du behauptest. du würdest und könntest dich nicht wehren, so spricht doch dein Post eine andere Sprache: Du wehrst dich durchaus, wenn ich dir zu nahe trete, wenn ich dich falsch verstehe, wenn du meinst, dass ich Dinge fordere, die du nicht leisten kannst.
Hier zeichnet sich also der nächste Schritt zur Selbstheilung ab:
Wehre dich! Achte nicht drauf, ob angemessen oder nicht. Wegducken kannst du schon ganz gut – jetzt versuch auch mal, aus der Deckung herauszukommen – nicht unbedingt anzugreifen, aber dich aktiv zu wehren. Tun ist besser als Totstellen. Such dir Situationen, die dir so, wie sie sind,nicht passen, und überleg dir, wie ein „Sich-wehren“ aussehen könnte – und wenn dabei an einer Stelle Bedenken auftauchen, erinnere dich: Sie wollen wahrgenommen, und sie wollen bearbeitet werden.
„Bedenken“
Ein erster Schritt der neu zu gewinnenden Autonomie ist, zu verstehen, dass Prokrastinieren nie die Krankheit an sich ist, die es zu therapieren gilt, sondern nur das Symptom, das Fieber, das dir sagt, dass eine tiefer sitzende Entzündung behandelt werden soll. Bedenken sind vorgeschobene Schutzmechanismen, die möglicherweise etwas schützen wollen, das selber gar nicht mehr da ist.
„Energiesparmodus“
Du kennst es von deinem Handy: Der Energiesparmodus verlängert zwar die Betriebsdauer, aber nur mit eingeschränkten Funktionen. Das geht dann noch eine Weile, dann aber musst du doch neu aufladen. Hast du dir Gedanken gemacht, wie? Es gibt viele Möglichkeiten: Am Stromnetz, an der Power Bank, am Computer, am Solarpanel, jemanden fragen … Dann tu's gleich, und genieße die volle Funktionstüchtigkeit.
Festzustellen, dass keine Energie mehr da ist, sollte nur der erste Schritt sein!
Vielleicht hast du aber auch ein "Ein-Weg"-Handy? Dann berichte uns davon.
„leben dürfen“
Sei nicht zu bescheiden! Leben dürfen unter dem ständigen Schmerz der alten Wunden ist nicht das, was du anstreben solltest. Wunden schmerzen, man hält sie feste zu und will keinen daran lassen. Eine Schutzreaktion, die für kurze Zeit ok ist. Aber unter ihr heilen Wunden selten gut aus, und die Zeit? nee, Zeit heilt Wunden nicht wirklich! Fachkundige Hilfe kann Erleichterung schaffen und Selbstheilung dieser alten Wunden ermöglichen. Das heißt: Jemand von außen, und jemand, der etwas davon versteht. Du solltest dir die Mühe machen, so jemanden zu suchen. Die Arbeit lohnt sich: Danach brauchst du nichts mehr aufzuschieben.
Ich wünsch dir, dass dir dafür noch ein bisschen Energie im Akku verbleibt!
Viel Glück und liebe Grüße
pro-cras
-
- Posts: 32
- Joined: Wed 23. Aug 2017, 10:36
Re: Tausend Fragen zur Prokrastination und keine Antwort?
Danke für Deine Mühe, pro-cras! Ich habe Deinen Post schon am Freitag und jetzt wieder durchgelesen - und werde dies auch nochmal tun.
Zum Thema Entzündung: Ich spüre natürlich die Entzündung. Auf der anderen Seite fühlt es sich gelegentlich so an, als wäre sie ohnehin schon bis zum Herzen vorgedrungen. Zumindest manchmal (wie genau jetzt) habe ich den Kampf beinahe aufgegeben - Wozu dieses unter der Entzündung immer schmerzhafter werdende Kämpfen, denke ich mir jetzt? Es war und ist ohnehin wirkungslos.
Zum Thema professioneller Hilfe: Allerdings habe ich gerade knapp 100 Stunden Therapie hinter mir (3h noch vor mir). a) Meine Hoffnung auf den Nutzen von weiterer Therapie ist nach empfunden langer Therapie gerade nicht sonderlich groß (das ist der Hauptgrund - beiläufig folgt die Aussicht, mich mit der Kasse darum zu streiten). Selbsthilfegruppen zur Prokrastination gibt es in meiner Umgebung gar nicht - zum Thema Depression würde es die mit einigem Fahraufwand geben. Jedoch: Siehe a) - mein Pessimismus ist vielleicht Teil der Krankheit, ich weiß es nicht.
Zum Thema Entzündung: Ich spüre natürlich die Entzündung. Auf der anderen Seite fühlt es sich gelegentlich so an, als wäre sie ohnehin schon bis zum Herzen vorgedrungen. Zumindest manchmal (wie genau jetzt) habe ich den Kampf beinahe aufgegeben - Wozu dieses unter der Entzündung immer schmerzhafter werdende Kämpfen, denke ich mir jetzt? Es war und ist ohnehin wirkungslos.
Zum Thema professioneller Hilfe: Allerdings habe ich gerade knapp 100 Stunden Therapie hinter mir (3h noch vor mir). a) Meine Hoffnung auf den Nutzen von weiterer Therapie ist nach empfunden langer Therapie gerade nicht sonderlich groß (das ist der Hauptgrund - beiläufig folgt die Aussicht, mich mit der Kasse darum zu streiten). Selbsthilfegruppen zur Prokrastination gibt es in meiner Umgebung gar nicht - zum Thema Depression würde es die mit einigem Fahraufwand geben. Jedoch: Siehe a) - mein Pessimismus ist vielleicht Teil der Krankheit, ich weiß es nicht.
Re: Tausend Fragen zur Prokrastination und keine Antwort?
Hallo Foristen,
zum wichtigen Thema Zielsetzung moechte ich hinzufuegen, dass eine Zielsetzung nur dann Sinn macht, wenn sie z. B. nach der SMART Methode gesetzt werden. Ziele MUESSEN erreichbar sein oder sie sind illusorisch.
Hier auf Wikipedia wird es grob erklaert. Das Internet ist aber voll von zusaetzlichen Informationen ueber das Thema.
https://de.wikipedia.org/wiki/SMART_(Projektmanagement)
Viele Gruesse,
JavaBohne
zum wichtigen Thema Zielsetzung moechte ich hinzufuegen, dass eine Zielsetzung nur dann Sinn macht, wenn sie z. B. nach der SMART Methode gesetzt werden. Ziele MUESSEN erreichbar sein oder sie sind illusorisch.
Hier auf Wikipedia wird es grob erklaert. Das Internet ist aber voll von zusaetzlichen Informationen ueber das Thema.
https://de.wikipedia.org/wiki/SMART_(Projektmanagement)
Viele Gruesse,
JavaBohne
-
- Posts: 32
- Joined: Wed 23. Aug 2017, 10:36
Re: Tausend Fragen zur Prokrastination und keine Antwort?
Hallo JavaBohne,
cool, danke für die tolle Lese-Ressource!
Viele Grüße,
Jan
cool, danke für die tolle Lese-Ressource!
Viele Grüße,
Jan
-
- Posts: 76
- Joined: Sat 17. Feb 2018, 21:53
Re: Tausend Fragen zur Prokrastination und keine Antwort?
...
Last edited by Trödeltrine on Sat 5. Jan 2019, 01:57, edited 1 time in total.
Schade, aber so ist's: Mit Beginn des Jahres 2019 verabschiede ich mich schweren Herzens aus dem Forum. Was ich schrieb, nehm' ich (größtenteils) wieder mit in der Hoffnung, einen passenderen Ort dafür zu finden.
Re: Tausend Fragen zur Prokrastination und keine Antwort?
Hallo Leo,
sorry, dass meine Antwort so lange auf sich warten ließ. Aber ich muss gestehen, dass du mich mit deinen wenigen Worten echt ins Grübeln gebracht hast.
Zuerst sieht es ja so einfach aus: „Suchen“ sollte eine Form der Prokrastination sein, weil „Suchen“ das Jagen nach dem perfekten Antidot ist, wenn alle bis hierher angebotenen Gegenmittel immer noch nicht die richtigen sind. Wo das zutrifft, sollte sich eine ehrlich erarbeitete Selbstbefragung lohnen: Wie könnte ich es für mich „richtig“ machen? Was bedeutet dieses „richtig“ für mich, und wieso scheue ich das Nicht-Richtige so sehr? So als Ergänzung zum Perfektionismus.
Aber das ist nicht alles. Denn es gibt zwar dieses Prokrastinieren, bei dem mir bestimmte "Tools" für die Aufgabenbewältigung in der Zeit fehlen.
Was aber, wenn ich zwar kann, auch irgendwie willig bin, mir das Ganze aber auf eine grundlegende Art und Weise („Meta-Ebene“) gegen meinen ganz persönlichen Strich geht? Wie müsste dann das ultimative Selbsthilfebuch aussehen? Wenn ich die üblichen Machtspiele zwischen Kommerz und Konsum, Manipulation und Überwachung, Entwürdigung und Entmündigung nicht mitmachen will, mich lieber in eine aberwitzigen, weil anarchistische passive Verweigerungshaltung zurückziehe? Wenn ich mich von einer durchverwalteten und funktionalisierten Welt nicht mehr vereinnahmen lassen will? Selbst wenn es mich persönlich oder finanziell Situation beschädigt?
Als „Coach“ erarbeiten wir gemäß Absprache, was der Klient als Arbeits-Ziel vorgibt, als „Therapeut“ versuche ich, an der Stelle, wo Leiden entsteht, zu helfen, und als 68er (mein Abi-Jahrgang) trage ich immer noch diesen Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung des Individuums in mir.
Wenn jemand wie du nach der Lösung sucht, könnte ich mir vorstellen, ihn/sie dahingehend zu „coachen“ oder zu „therapieren“, dass er/sie eine Lösung erkennen kann, und vielleicht sogar den Weg dahin. Gleichzeitig weiß ich aber auch, dass es ein „richtig“ oder „falsch“ im Verlauf und Vollzug eines Lebens nie geben kann – allenfalls im Ergebnis von einzelnen Auskünften oder Anweisungen, Planungen oder Strategien, Urteilen oder Handlungen. Was jedoch im Leben so geschieht, erweist sich als „richtig“ oder „falsch“ meist ohne unser Zutun, und selbst eine solche Bewertung ist endgültig kaum möglich.
Das von dir beschriebene „Suchen“ ist offenbar Teil des Lebens – deines Lebens, das du nicht abtrennen kannst, ohne Wesentliches zu verlieren.
Wie oben bereits gesagt: Prokrastinieren aus banalen „technischen“ Gründen kann man sicherlich mit einem der 5, 10, 20, oder 50 Tipps und Tricks, die landläufig angeboten werden, austricksen. Prokrastinieren als Unmöglichkeit der Entscheidung – und das geht schon los zwischen zwei Jobs, zwei Geliebten, zwei Kindern, zwei Städten, zwei gegensätzlichen Erwartungen –, und Prokrastinieren aus dem Wunsch, es „richtig“ zu machen, nichts zu verpassen, nichts zu bedauern, ist wohl nur zu vermeiden, wenn man sich völlig unempfänglich und unempfindlich macht für die vielen Aspekte des Lebens. Kann man durchaus, wäre aber schade.(Vor ein paar Tagen stieß ich auf folgenden Buchtitel: "Von der unbedingten Anwesenheitspflicht im eigenen Leben". Ob das Buch was taugt, weiß ich nicht, aber der Titel gefiel mir sehr!). Individuen müssen sich immer neu positionieren, den wechselnden Herausforderungen zur Disposition stellen.
Das von dir beschrieben Suchen könnte somit selbst die für dich ultimative "Therapie" bringen oder den Moment, wo du das ganze Rumgeeiere mit einem Mal nicht mehr mitmachst, weil das Thema für dich ausgelutscht ist.
Als Selber-auch-Prokrastinierer würde ich sagen: Willkommen im Leben; als Therapeut und Coach würde ich raten, zu schauen, wie man auf der praktischen Seite am wirkungsvollsten die übelsten Fallstricke und scharfen Ecken und Kanten vermeidet; ob Selbsthilfebücher dazu dienlich sind, weiß ich nicht. Kommt drauf an.
Liebe Grüße
pro-cras
sorry, dass meine Antwort so lange auf sich warten ließ. Aber ich muss gestehen, dass du mich mit deinen wenigen Worten echt ins Grübeln gebracht hast.
Zuerst sieht es ja so einfach aus: „Suchen“ sollte eine Form der Prokrastination sein, weil „Suchen“ das Jagen nach dem perfekten Antidot ist, wenn alle bis hierher angebotenen Gegenmittel immer noch nicht die richtigen sind. Wo das zutrifft, sollte sich eine ehrlich erarbeitete Selbstbefragung lohnen: Wie könnte ich es für mich „richtig“ machen? Was bedeutet dieses „richtig“ für mich, und wieso scheue ich das Nicht-Richtige so sehr? So als Ergänzung zum Perfektionismus.
Aber das ist nicht alles. Denn es gibt zwar dieses Prokrastinieren, bei dem mir bestimmte "Tools" für die Aufgabenbewältigung in der Zeit fehlen.
Was aber, wenn ich zwar kann, auch irgendwie willig bin, mir das Ganze aber auf eine grundlegende Art und Weise („Meta-Ebene“) gegen meinen ganz persönlichen Strich geht? Wie müsste dann das ultimative Selbsthilfebuch aussehen? Wenn ich die üblichen Machtspiele zwischen Kommerz und Konsum, Manipulation und Überwachung, Entwürdigung und Entmündigung nicht mitmachen will, mich lieber in eine aberwitzigen, weil anarchistische passive Verweigerungshaltung zurückziehe? Wenn ich mich von einer durchverwalteten und funktionalisierten Welt nicht mehr vereinnahmen lassen will? Selbst wenn es mich persönlich oder finanziell Situation beschädigt?
Als „Coach“ erarbeiten wir gemäß Absprache, was der Klient als Arbeits-Ziel vorgibt, als „Therapeut“ versuche ich, an der Stelle, wo Leiden entsteht, zu helfen, und als 68er (mein Abi-Jahrgang) trage ich immer noch diesen Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung des Individuums in mir.
Wenn jemand wie du nach der Lösung sucht, könnte ich mir vorstellen, ihn/sie dahingehend zu „coachen“ oder zu „therapieren“, dass er/sie eine Lösung erkennen kann, und vielleicht sogar den Weg dahin. Gleichzeitig weiß ich aber auch, dass es ein „richtig“ oder „falsch“ im Verlauf und Vollzug eines Lebens nie geben kann – allenfalls im Ergebnis von einzelnen Auskünften oder Anweisungen, Planungen oder Strategien, Urteilen oder Handlungen. Was jedoch im Leben so geschieht, erweist sich als „richtig“ oder „falsch“ meist ohne unser Zutun, und selbst eine solche Bewertung ist endgültig kaum möglich.
Das von dir beschriebene „Suchen“ ist offenbar Teil des Lebens – deines Lebens, das du nicht abtrennen kannst, ohne Wesentliches zu verlieren.
Wie oben bereits gesagt: Prokrastinieren aus banalen „technischen“ Gründen kann man sicherlich mit einem der 5, 10, 20, oder 50 Tipps und Tricks, die landläufig angeboten werden, austricksen. Prokrastinieren als Unmöglichkeit der Entscheidung – und das geht schon los zwischen zwei Jobs, zwei Geliebten, zwei Kindern, zwei Städten, zwei gegensätzlichen Erwartungen –, und Prokrastinieren aus dem Wunsch, es „richtig“ zu machen, nichts zu verpassen, nichts zu bedauern, ist wohl nur zu vermeiden, wenn man sich völlig unempfänglich und unempfindlich macht für die vielen Aspekte des Lebens. Kann man durchaus, wäre aber schade.(Vor ein paar Tagen stieß ich auf folgenden Buchtitel: "Von der unbedingten Anwesenheitspflicht im eigenen Leben". Ob das Buch was taugt, weiß ich nicht, aber der Titel gefiel mir sehr!). Individuen müssen sich immer neu positionieren, den wechselnden Herausforderungen zur Disposition stellen.
Das von dir beschrieben Suchen könnte somit selbst die für dich ultimative "Therapie" bringen oder den Moment, wo du das ganze Rumgeeiere mit einem Mal nicht mehr mitmachst, weil das Thema für dich ausgelutscht ist.
Als Selber-auch-Prokrastinierer würde ich sagen: Willkommen im Leben; als Therapeut und Coach würde ich raten, zu schauen, wie man auf der praktischen Seite am wirkungsvollsten die übelsten Fallstricke und scharfen Ecken und Kanten vermeidet; ob Selbsthilfebücher dazu dienlich sind, weiß ich nicht. Kommt drauf an.
Liebe Grüße
pro-cras
Re: Tausend Fragen zur Prokrastination und keine Antwort?
Ziele, Teil 1 - damit der Blutdruck sinken kann
Es ist vielleicht irritierend, wenn Aufschiebesymptome einerseits als psychosomatische Ausdrucksformen intrapsychischer Spannungen und Konflikte gedeutet werden, andererseits als kausal determinierte Reaktion auf externe Mangelzustände aufgrund fehlender Zeit, Ordnung, Lust, Kenntnisse etc. Beides ist, wie wir wissen, gemeinsam oder jedes für sich möglich. Daher liegt mir so sehr daran, die beiden Ausformungen zunächst getrennt zu betrachten und penibel auseinanderzuhalten. Ein unbrauchbares Zeitmanagement geht nicht unbedingt auf eine schwierige Kindheit zurück, kann es aber. Und Ungehorsam und Feigheit können ehrenwerte Versuche sein, zwischen Kampf und Flucht das Totstellen einzuschieben.
Die Reaktionsbereitschaft zu Angriff oder Flucht wird i.a.R. mit vermehrter Adrenalinausschüttung und deren Folgereaktionen begleitet, die Entscheidung zum Totstellen oder zum Aufschieben ebenfalls. Weil beim Prokrastinieren aber das Adrenalin nicht korrekt abgearbeitet wird, leiden Prokrastinierer gehäuft unter Bluthochdruck.
Wir müssen wissen, dass sich Prokrastination psychosomatisch schädlich auswirkt.
Wenn wir überdies glauben, dass auch hier das Darwin’sche Selektionsprinzip „Survival of the fittest“ greift, dass also die, die das Leiden am inneren Konflikt am längsten aushalten (ohne es sofort weg zu prokrastinieren), dann sehen wir einmal mehr, dass es sich lohnt, sich auch den abstoßendsten Formen der Unlust, der Angst, des Widerwillens zu stellen (was nicht heißt, jeden Scheiß (sorry) unbedingt zu machen - aber ihm in die Augen zu gucken: Ja - ohne Wenn und Aber.
Das Sichtbarmachen bestehender Spannungen oder Konflikte, wie es bei der psychologischen Prokrastinationsüberwindung unerlässlich ist, dient in direkter Weise der „Selbstkohäsion“, also dem inneren Zusammenhalt (und Überleben), der sonst unter dem Druck der inneren Widersprüchlichkeiten und der äußerlichen (organisatorischen, zeitlichen, finanziellen, gesundheitlichen) Ausweglosigkeit über kurz oder lang zusammenbrechen müsste.
Sorry, vielleicht zu heftige Kost, aber es ging gerade nicht anders…
Liebe Grüße
pro-cras
Es ist vielleicht irritierend, wenn Aufschiebesymptome einerseits als psychosomatische Ausdrucksformen intrapsychischer Spannungen und Konflikte gedeutet werden, andererseits als kausal determinierte Reaktion auf externe Mangelzustände aufgrund fehlender Zeit, Ordnung, Lust, Kenntnisse etc. Beides ist, wie wir wissen, gemeinsam oder jedes für sich möglich. Daher liegt mir so sehr daran, die beiden Ausformungen zunächst getrennt zu betrachten und penibel auseinanderzuhalten. Ein unbrauchbares Zeitmanagement geht nicht unbedingt auf eine schwierige Kindheit zurück, kann es aber. Und Ungehorsam und Feigheit können ehrenwerte Versuche sein, zwischen Kampf und Flucht das Totstellen einzuschieben.
Die Reaktionsbereitschaft zu Angriff oder Flucht wird i.a.R. mit vermehrter Adrenalinausschüttung und deren Folgereaktionen begleitet, die Entscheidung zum Totstellen oder zum Aufschieben ebenfalls. Weil beim Prokrastinieren aber das Adrenalin nicht korrekt abgearbeitet wird, leiden Prokrastinierer gehäuft unter Bluthochdruck.
Wir müssen wissen, dass sich Prokrastination psychosomatisch schädlich auswirkt.
Wenn wir überdies glauben, dass auch hier das Darwin’sche Selektionsprinzip „Survival of the fittest“ greift, dass also die, die das Leiden am inneren Konflikt am längsten aushalten (ohne es sofort weg zu prokrastinieren), dann sehen wir einmal mehr, dass es sich lohnt, sich auch den abstoßendsten Formen der Unlust, der Angst, des Widerwillens zu stellen (was nicht heißt, jeden Scheiß (sorry) unbedingt zu machen - aber ihm in die Augen zu gucken: Ja - ohne Wenn und Aber.
Das Sichtbarmachen bestehender Spannungen oder Konflikte, wie es bei der psychologischen Prokrastinationsüberwindung unerlässlich ist, dient in direkter Weise der „Selbstkohäsion“, also dem inneren Zusammenhalt (und Überleben), der sonst unter dem Druck der inneren Widersprüchlichkeiten und der äußerlichen (organisatorischen, zeitlichen, finanziellen, gesundheitlichen) Ausweglosigkeit über kurz oder lang zusammenbrechen müsste.
Sorry, vielleicht zu heftige Kost, aber es ging gerade nicht anders…
Liebe Grüße
pro-cras
Re: Tausend Fragen zur Prokrastination und keine Antwort?
Ziele Teil 2 – diesmal keine heftige Kost
WARUM ?
Die Frage, warum man prokrastiniert, ist bei manchen Betroffenen sehr einfach zu beantworten: Weil es geht!
Tatsächlich sind für solche Proakrastinierer die Ziele und die Freiräume ausreichend flexibel. Fristen können verlängert werden, Arbeitsrhythmen beschleunigt, Prioritäten neu ausgehandelt werden. Und da ist ja noch die eigene Genialität und die Geduld der andern. Der Bequemlichkeits- und Unlust-Vermeidungsreflex hat schlagende Argumente. Die Frage nach dem WARUM können wir also an dieser Stelle und ohne weiteres Tiefschürfen abhaken und einfach mal anders stellen:
WARUM meistens NICHT ?
Was hält mich davon ab, all das Andere, wahrscheinlich sogar das Allermeiste NICHT zu verschieben, selbst wenn es (ebenfalls) unangenehm und prinzipiell verschiebenswert wäre?
Möge doch jeder, der sein Prokrastinieren beklagt, einmal für sich testen, welche durchaus aufschiebungswürdigen Tätigkeiten er täglich ohne großes Murren erledigt, sich vielleicht am Abend beim Abendbrot noch darüber auslässt, aber trotzdem abgearbeitet hat.
Waren hier die Methoden der Zielfindung und Zielformulierung (nach SMART oder sonst wie) wirklich beteiligt, oder sonst einer der ausgefeilten Anti-Prokrastinations-Tipps? Vielleicht Supertrick 17? Oder stand immer jemand mit der Peitsche oder der Gehaltserhöhung dahinter?
Wohl kaum.
Möglicherweise geht es beim Prokrastinieren wirklich weniger um das WARUM, sondern um das WAS?
Wenn ich mir das WAS schön verpacke, es kunstgerecht zielformuliere, in Häppchen einteile etc., der Kröte also einen Zuckerguss verpasse, damit ich sie gegen meinen Widerwillen leichter schlucken kann, wird das gelingen, und tu ich mir damit etwas Gutes?
Und wer hat überhaupt das Recht, mich Kröten schlucken zu lassen. Dann doch lieber, (wo ich schon halber Franzose bin) Froschschenkel – natürlich biologisch aufgezogen und artgerecht verarbeitet! Oder besser noch, die Kröte an die Wand werfen: Vielleicht wird ja noch ein Prinz daraus.
Will sagen: Es soll ja hilfreich sein, eine Kröte, die man schlucken muss, nicht noch lange anzuschauen. Ich plädiere aber eher dafür, im Umgang mit der Kröte von vornherein kreativer zu sein!
Liebe Grüße
pro-cras
WARUM ?
Die Frage, warum man prokrastiniert, ist bei manchen Betroffenen sehr einfach zu beantworten: Weil es geht!
Tatsächlich sind für solche Proakrastinierer die Ziele und die Freiräume ausreichend flexibel. Fristen können verlängert werden, Arbeitsrhythmen beschleunigt, Prioritäten neu ausgehandelt werden. Und da ist ja noch die eigene Genialität und die Geduld der andern. Der Bequemlichkeits- und Unlust-Vermeidungsreflex hat schlagende Argumente. Die Frage nach dem WARUM können wir also an dieser Stelle und ohne weiteres Tiefschürfen abhaken und einfach mal anders stellen:
WARUM meistens NICHT ?
Was hält mich davon ab, all das Andere, wahrscheinlich sogar das Allermeiste NICHT zu verschieben, selbst wenn es (ebenfalls) unangenehm und prinzipiell verschiebenswert wäre?
Möge doch jeder, der sein Prokrastinieren beklagt, einmal für sich testen, welche durchaus aufschiebungswürdigen Tätigkeiten er täglich ohne großes Murren erledigt, sich vielleicht am Abend beim Abendbrot noch darüber auslässt, aber trotzdem abgearbeitet hat.
Waren hier die Methoden der Zielfindung und Zielformulierung (nach SMART oder sonst wie) wirklich beteiligt, oder sonst einer der ausgefeilten Anti-Prokrastinations-Tipps? Vielleicht Supertrick 17? Oder stand immer jemand mit der Peitsche oder der Gehaltserhöhung dahinter?
Wohl kaum.
Möglicherweise geht es beim Prokrastinieren wirklich weniger um das WARUM, sondern um das WAS?
Wenn ich mir das WAS schön verpacke, es kunstgerecht zielformuliere, in Häppchen einteile etc., der Kröte also einen Zuckerguss verpasse, damit ich sie gegen meinen Widerwillen leichter schlucken kann, wird das gelingen, und tu ich mir damit etwas Gutes?
Und wer hat überhaupt das Recht, mich Kröten schlucken zu lassen. Dann doch lieber, (wo ich schon halber Franzose bin) Froschschenkel – natürlich biologisch aufgezogen und artgerecht verarbeitet! Oder besser noch, die Kröte an die Wand werfen: Vielleicht wird ja noch ein Prinz daraus.
Will sagen: Es soll ja hilfreich sein, eine Kröte, die man schlucken muss, nicht noch lange anzuschauen. Ich plädiere aber eher dafür, im Umgang mit der Kröte von vornherein kreativer zu sein!
Liebe Grüße
pro-cras