Ist Therapie möglich?
Ist Therapie möglich?
Liebe Foristen
lasst mich bitte hier etwas Grundsätzliches zur Therapie sagen, zumalja nicht ganz eindeutig ist, ob und wann es sich überhaupt um „Therapie“ handelt, auch wenn sie ja von den meisten auf Anhieb als "medizinisch" verstanden wird. Mediziner werden jedoch mit der Behandlung von Prokrastination eher selten betraut, auch Psychotherapeuten sehen sich bei diesem Anliegen weniger als klinische Experten denn als professionelle Kommunikationsspezialisten für die Versorgung individueller und intrapsychischer Belastungen.
Ist der/die Prokrastinierende allein vor dem Hintergrund einer solchen (wie auch immer entstandenen) Diagnose eigentlich überhaupt psychisch krank?
Es gibt Menschen, die nach den gängigen Klassifizierungen des ICD-10 und DSM IV als krank gelten, aber nicht leiden, und solche, die sich gestört verhalten oder fühlen, aber nicht als krank gelten. Prokrastination ist in genannten (für Abrechenbarkeit bei den KV maßgeblichen) Krankheitskatalogen mangels Klassifizierung unter beiderlei Hinsicht nicht zu finden.
Die KV-relevante Nicht-Diagnostizierbarkeit hat auch für die Betroffenen durchaus ihre Vorteile: weil eine Diagnose wenig Hoffnung bringen würde mangels standardisierter, einforderbarer Therapien, dafür umso mehr Nachteile, wie etwa eine Stigmatisierung, den Wegfall des sozialen Supports, die Gefahr einer Lähmung der Eigeninitiative bei vermuteter negativer Langfristprognose uam.
Wer macht dann eigentlich „Therapie“?
Jenseits aller Therapie-Semantik ist der Weg aus der Prokrastination m.E. kein therapeutischer im Sinne von ICD und DSM - es sei denn, und das sei hier deutlich betont: Prokrastination wäre erkennbar ein Symptom, das auf eine psychische oder sonstige Erkrankung hinweist, die dann tatsächlich medizinisch/psychiatrisch zu therapieren wäre.
Fragen der persönlichen Lebensbewältigung und -Planung werden an Therapeuten (als Kommunikationsexperten), aber ebenso an Pfarrer, Lebenspartner, Freunde, Teilnehmer an SHGs oder sonstige Berater gerichtet. Was die Qualität der Antworten betrifft, so steht die in nur ungenau beschreibbarem Zusammenhang mit der Professionalität und Erfahrung der Befragten. Eines allerdings hat sich herausgestellt:
„Therapien“ außerhalb der Abrechenbarkeit durch die KV sind in aller Regel kürzer, wirksamer und nachhaltiger, wenn die Betroffenen sich (auch finanziell) am eigenen Veränderungsprozess beteiligen. Dieses Ergebnis ist ganz offenbar nicht dem Störungsbild, sondern dem Patienten/Klienten und dem „Therapeuten“ zuzuschreiben. Will sagen: Prokrastination als Störungsbild ist immer einer Überwindbarkeit zugänglich, wenn das Verhältnis zwischen Behandler/in und Behandelter/m auf Verständnis und Bereitschaft beruht.
Sich möglichst fachkundige Unterstützung zu holen, die nicht von vorn herein psychotherapeutischer Art sein muss, sondern viel mehr etwas mit praktischer Begleitung in der Bewältigung des Alltäglichen zu tun haben kann, scheint mir auf jeden Fall sehr wichtig. Ob eine solche zeitlich begrenzte Begleiterrolle nach genau definierter Zielbeschreibung einem Außenstehenden/Coach oder einer nahestehenden, vertrauenswürdigen und konsequent agierenden Person angedient wird, ist letztlich eine Frage der Verfügbarkeit.
Liebe Grüße
pro-cras
lasst mich bitte hier etwas Grundsätzliches zur Therapie sagen, zumalja nicht ganz eindeutig ist, ob und wann es sich überhaupt um „Therapie“ handelt, auch wenn sie ja von den meisten auf Anhieb als "medizinisch" verstanden wird. Mediziner werden jedoch mit der Behandlung von Prokrastination eher selten betraut, auch Psychotherapeuten sehen sich bei diesem Anliegen weniger als klinische Experten denn als professionelle Kommunikationsspezialisten für die Versorgung individueller und intrapsychischer Belastungen.
Ist der/die Prokrastinierende allein vor dem Hintergrund einer solchen (wie auch immer entstandenen) Diagnose eigentlich überhaupt psychisch krank?
Es gibt Menschen, die nach den gängigen Klassifizierungen des ICD-10 und DSM IV als krank gelten, aber nicht leiden, und solche, die sich gestört verhalten oder fühlen, aber nicht als krank gelten. Prokrastination ist in genannten (für Abrechenbarkeit bei den KV maßgeblichen) Krankheitskatalogen mangels Klassifizierung unter beiderlei Hinsicht nicht zu finden.
Die KV-relevante Nicht-Diagnostizierbarkeit hat auch für die Betroffenen durchaus ihre Vorteile: weil eine Diagnose wenig Hoffnung bringen würde mangels standardisierter, einforderbarer Therapien, dafür umso mehr Nachteile, wie etwa eine Stigmatisierung, den Wegfall des sozialen Supports, die Gefahr einer Lähmung der Eigeninitiative bei vermuteter negativer Langfristprognose uam.
Wer macht dann eigentlich „Therapie“?
Jenseits aller Therapie-Semantik ist der Weg aus der Prokrastination m.E. kein therapeutischer im Sinne von ICD und DSM - es sei denn, und das sei hier deutlich betont: Prokrastination wäre erkennbar ein Symptom, das auf eine psychische oder sonstige Erkrankung hinweist, die dann tatsächlich medizinisch/psychiatrisch zu therapieren wäre.
Fragen der persönlichen Lebensbewältigung und -Planung werden an Therapeuten (als Kommunikationsexperten), aber ebenso an Pfarrer, Lebenspartner, Freunde, Teilnehmer an SHGs oder sonstige Berater gerichtet. Was die Qualität der Antworten betrifft, so steht die in nur ungenau beschreibbarem Zusammenhang mit der Professionalität und Erfahrung der Befragten. Eines allerdings hat sich herausgestellt:
„Therapien“ außerhalb der Abrechenbarkeit durch die KV sind in aller Regel kürzer, wirksamer und nachhaltiger, wenn die Betroffenen sich (auch finanziell) am eigenen Veränderungsprozess beteiligen. Dieses Ergebnis ist ganz offenbar nicht dem Störungsbild, sondern dem Patienten/Klienten und dem „Therapeuten“ zuzuschreiben. Will sagen: Prokrastination als Störungsbild ist immer einer Überwindbarkeit zugänglich, wenn das Verhältnis zwischen Behandler/in und Behandelter/m auf Verständnis und Bereitschaft beruht.
Sich möglichst fachkundige Unterstützung zu holen, die nicht von vorn herein psychotherapeutischer Art sein muss, sondern viel mehr etwas mit praktischer Begleitung in der Bewältigung des Alltäglichen zu tun haben kann, scheint mir auf jeden Fall sehr wichtig. Ob eine solche zeitlich begrenzte Begleiterrolle nach genau definierter Zielbeschreibung einem Außenstehenden/Coach oder einer nahestehenden, vertrauenswürdigen und konsequent agierenden Person angedient wird, ist letztlich eine Frage der Verfügbarkeit.
Liebe Grüße
pro-cras
Re: Ist Therapie möglich?
Hallo pro-cras,
du gibst dir sehr viel Muehe viel zu schreiben, aber du beantwortest deine eigene Frage nicht. "Ist Therapie moeglich"? Ich bitte dich herzlich in wenigen Saetzen deine persoenliche Einschaetzung zu deiner eigenen Eingangsfrage zu geben. Es waere fuer uns alle aeusserst interessant - und vor allem weiterfuehrend hilfreich.
Den meisten unter der Prokrastination Leidenden ist es nicht wichtig wie, warum und ob ueberhaupt mit den Krankenkassen abgerechnet wird - solange sie nicht selbst zahlen muessen. Sie wollen ganz einfach nur professionelle HIlfe, die in fast allen Faellen von hoch qualifizierten und speziell auf Prokrastination ausgerichteten Therapeuten kommen kann.
Ich danke dir herzlich,
JavaBohne
du gibst dir sehr viel Muehe viel zu schreiben, aber du beantwortest deine eigene Frage nicht. "Ist Therapie moeglich"? Ich bitte dich herzlich in wenigen Saetzen deine persoenliche Einschaetzung zu deiner eigenen Eingangsfrage zu geben. Es waere fuer uns alle aeusserst interessant - und vor allem weiterfuehrend hilfreich.
Den meisten unter der Prokrastination Leidenden ist es nicht wichtig wie, warum und ob ueberhaupt mit den Krankenkassen abgerechnet wird - solange sie nicht selbst zahlen muessen. Sie wollen ganz einfach nur professionelle HIlfe, die in fast allen Faellen von hoch qualifizierten und speziell auf Prokrastination ausgerichteten Therapeuten kommen kann.
Ich danke dir herzlich,
JavaBohne
Re: Ist Therapie möglich?
Hallo JavaBohne
Vor allem möchte ich die Diskussion zur konkreten Therapierbarkeit von Prokrastination neu anstoßen und nicht umgehend mit einer eigenen Antwort belasten. Vor allem, um gezielt die Gelegenheit zu bieten, schon bestehende Erfahrungen (vor allem die positiven) zu berichten.
Wenn du mich auf meine Meinung ansprichst, so dürfte die ja schon erkennbar geworden sein, sonst würde ich keine Prokrastinationstherapie anbieten können. Gleichwohl bleiben Heilungsversprechen problematisch, weil sie einfach unredlich sind, denn es kann immer einschränkende Faktoren geben.
Aber ich sage ganz klar: Prokrastination ist therapierbar.
Gleichzeitig weise ich darauf hin:
Es bleibt der Vollständigkeit halber anzumerken, dass auch bei der Prokrastinationstherapie eine „Druckbetankung“ den Heilungsprozess nicht beschleunigen kann, dass Heilungserfolge (gemeint sind ausdrücklich nicht praxisbezogene Coachingserfolge!) sich meist nicht als direktes Ergebnis einer bestimmten Be-Handlungsaktion zu erkennen geben, und dass Spontanheilungen immer möglich, und stufendynamische Erfolge immer behandlungstypisch sind.
Die Behandelbarkeit von Prokrastination braucht keine speziellen Kenntnisse der Neurologie oder Neurobiologie, auch wenn es natürlich spannend ist, über das gehirntechnische Wie und Warum zu spekulieren. Sie braucht den beobachtenden und verstehenden Menschen, der für die Verbesserung der Selbstorganisation der Patientin die optimalen Bedingungen schafft. Da erfahrungsgemäß immer mit dem parallelen Auftauchen komorbider Symptome oder Flashbacks aus früheren Belastungen, die am Anfang der Prokrastination standen, gerechnet werden muss, die dann eine gesonderte Behandlung erfordern, ist die Fähigkeit zur Differenzialanalyse und zum Umgang mit solchen Situationen aus therapeutischen und Verantwortungsgründen unverzichtbar.
Die Selbsttherapie soll aus den Überlegungen nicht ausgeschlossen werden, geht aber vor dem Hintergrund des individuellen Selbstverständnisses andere Wege.
Liebe Grüße
pro-cras
Vor allem möchte ich die Diskussion zur konkreten Therapierbarkeit von Prokrastination neu anstoßen und nicht umgehend mit einer eigenen Antwort belasten. Vor allem, um gezielt die Gelegenheit zu bieten, schon bestehende Erfahrungen (vor allem die positiven) zu berichten.
Wenn du mich auf meine Meinung ansprichst, so dürfte die ja schon erkennbar geworden sein, sonst würde ich keine Prokrastinationstherapie anbieten können. Gleichwohl bleiben Heilungsversprechen problematisch, weil sie einfach unredlich sind, denn es kann immer einschränkende Faktoren geben.
Aber ich sage ganz klar: Prokrastination ist therapierbar.
Gleichzeitig weise ich darauf hin:
Es bleibt der Vollständigkeit halber anzumerken, dass auch bei der Prokrastinationstherapie eine „Druckbetankung“ den Heilungsprozess nicht beschleunigen kann, dass Heilungserfolge (gemeint sind ausdrücklich nicht praxisbezogene Coachingserfolge!) sich meist nicht als direktes Ergebnis einer bestimmten Be-Handlungsaktion zu erkennen geben, und dass Spontanheilungen immer möglich, und stufendynamische Erfolge immer behandlungstypisch sind.
Die Behandelbarkeit von Prokrastination braucht keine speziellen Kenntnisse der Neurologie oder Neurobiologie, auch wenn es natürlich spannend ist, über das gehirntechnische Wie und Warum zu spekulieren. Sie braucht den beobachtenden und verstehenden Menschen, der für die Verbesserung der Selbstorganisation der Patientin die optimalen Bedingungen schafft. Da erfahrungsgemäß immer mit dem parallelen Auftauchen komorbider Symptome oder Flashbacks aus früheren Belastungen, die am Anfang der Prokrastination standen, gerechnet werden muss, die dann eine gesonderte Behandlung erfordern, ist die Fähigkeit zur Differenzialanalyse und zum Umgang mit solchen Situationen aus therapeutischen und Verantwortungsgründen unverzichtbar.
Die Selbsttherapie soll aus den Überlegungen nicht ausgeschlossen werden, geht aber vor dem Hintergrund des individuellen Selbstverständnisses andere Wege.
Liebe Grüße
pro-cras
Re: Ist Therapie möglich?
Hallo pro-cras,
vielen herzlichen Dank fuer diesen ausfuehrlichen Beitrag. DIESER hat mir ausserordentlich gut gefallen. Und ich glaube, dass andere Foristen ebenso denken. Denn aus dem Beitrag ergibt sich sicherlich eine Fuelle von Diskussionsanregungen.
Ich denke in einem speziellen Punkt anders als du. Ich bin der Meinung, dass man die Prokrastination nicht ganz generell als therapierbar bezeichnen kann. Meine Meinung ergibt sich daraus, dass: Wenn selbst hochrangige Experten nicht wissen, worum es sich bei der Prokrastination ueberhaupt handelt, wie soll man sagen koennen, sie ist therapierbar oder umgekehrt, sie ist nicht therapierbar? Es gibt viel zu viele unterschiedliche Formen und Facetten der Prokrastination, z. B.:
Viele Gruesse,
JavaBohne
vielen herzlichen Dank fuer diesen ausfuehrlichen Beitrag. DIESER hat mir ausserordentlich gut gefallen. Und ich glaube, dass andere Foristen ebenso denken. Denn aus dem Beitrag ergibt sich sicherlich eine Fuelle von Diskussionsanregungen.
Ich denke in einem speziellen Punkt anders als du. Ich bin der Meinung, dass man die Prokrastination nicht ganz generell als therapierbar bezeichnen kann. Meine Meinung ergibt sich daraus, dass: Wenn selbst hochrangige Experten nicht wissen, worum es sich bei der Prokrastination ueberhaupt handelt, wie soll man sagen koennen, sie ist therapierbar oder umgekehrt, sie ist nicht therapierbar? Es gibt viel zu viele unterschiedliche Formen und Facetten der Prokrastination, z. B.:
- Ist die Prokrastination genetisch bedingt, wird eine Therapie sehr schwierig bis unmoeglich und koennte die Prokrastination allenfalls lindern. (Auch hier stellt sich Prof. Dr. Steel quer und glaubt durchaus an moegliche Therapien)
Ist die Prokrastination eine sozusagen studentische/akademische ist sie sicherlich in fast allen Faellen therapierbar und gerade darin weisen die Therapeuten bereits seit Jahren durch die Bank Erfolge auf
Ist die Prokrastination chronisch bedeutet das den Normalzustand des Handelns. Hier streiten sich die Fachleute am meisten und sind sich voellig uneins. Der Trend geht hin zu "nicht erfolgreich therapierbar". Jedoch sagt wiederum Prof. Dr. Steel - den ich wirklich sehr schaetze. Auch diese Prokrastination sei unter bestimmten Voraussetzungen durchaus erfolgreich therapierbar.
Besondere Formen der Prokrastionation: Z. B. prokrastiniere ich ausschliesslich in meiner Freizeit, niemals im Job. Die Umstaende meiner Prokrastination gelten laut zwei deutschen Psychotherapeuten eindeutig als nicht therapierbar. Eine Gruppe von Therapeuten hier in Atlanta schloss sich dieser Meinung 2010 an, als ich meinen letzten Versuch einer Therapie startete. (Ich konsultierte sie wegen mentalen Problemen meiner damaligen Ehefrau von 2007 bis 2010)
Erschwerend kommt hinzu, dass einige Experten die Prokrastination als individuelle "Stoerung" ansehen. Dass somit jeder seine eigene Art der Prokrastination entwickelt.
Viele Gruesse,
JavaBohne
Re: Ist Therapie möglich?
Hallo pro-cras,pro-cras wrote: ↑Sat 22. Sep 2018, 13:42
....Trotz all dieser Einschränkungen wäre es unsinnig zu meinen, durch selbstverordnetes Wissen und Lesen einen Therapieerfolg herbeiführen zu können. Solche „Lernerfolge“ sind natürlich immer möglich, aber für „Therapie“ braucht es zwei, den Patienten/die Klientin und den Therapeuten/die Therapeutin. Und die Gravitationskräfte zwischen Behandler und Behandelten sind von wesentlicher Bedeutung für das Erreichen eines (jeden) Behandlungsergebnisses.....
Liebe Grüße
pro-cras
sicherlich kann sich niemand eine Therapie anlesen, aber man kann eine Fuelle von Informationen filtern und fuer sich in Anspruch nehmen, die einem das Leben mit der Prokrastination wieder lebenswert machen. Bevor ich las, dass ich an Prokrastination leide, habe ich mich mit Selbstzweifeln bis hin zur Selbstverteufelung und Suizidgedanken geplagt. Taegliche fast unueberwindliche Depressionen bestimmten mein Leben ueber lange Jahre. Erst durch die Lektuere im Internet von hunderten von Schriften, Artikeln, Webseiten, Buechern und mittlerweile Videoclips von namhaften Professoren, habe ich abschliessen und die bei mir nicht therapierbare Prokrastination als einen staendigen Begleiter akzeptieren koennen. Vorher ging es nicht!
Das Anlesen oder das sich Aneignen hat aber noch einen ganz anderen Vorteil. Man lernt die echten Experten von gespielten Experten zu unterscheiden. Z. B.:
- Coaches, Consultants und Fachleute geringerer Qualifikation behaupten fast ausnahmslos alle, dass sie helfen koennen die Prokrastination zu besiegen. Buchtitel gleichen oder aehnlichen namens gibt es im Internet zu Hauf. Sie fuehren fast ausnahmslos alle zu Misserfolgen und Enttaeuschungen bei den Leidenden. Wahre Experten heben sich von denen ab, in dem sie sich durch wissenschaftlich fundierte Untersuchungen und den darauf aufsetzenden Meinungen und Kommentaren, sowie Publikationen in Fachzeitschriften, etc. klar absetzen.
Aber auch dabei gibt es Unterschiede: Selbst hier im Forum wird ein bestimmtes Buch beworben, dass den Passus "chronische Prokrastination" im Titel fuehrt. Im Buchinhalt wird aber ausschliesslich auf die studentische/akademische Prokrastination eingegangen und dementsprechend Hilfe angeboten. Das finde ich gelinde ausgedrueckt unserious.
Viele Gruesse,
JavaBohne
Re: Ist Therapie möglich?
Hallo JavaBohne!
Nachdem du solche Menschen in die Diskussion gebracht hast, die keine Therapie (mehr) wollen, möchte ich hierzu etwas mir Wichtiges hinzufügen – vielleicht unter einem neuen Thread „Keine Therapie ist (manchmal) die bessere Therapie“?
Therapie setzt eine Diagnose voraus und meint i.d.R. die medizinische Behandlung einer Störung mit Krankheitswert. Beides aber ist nicht immer nötig, kann eher kontraproduktiv sein und SELBSTheilungskräfte lähmen. Die Verunsicherung hinsichtlich dem „richtigen“ Behandler oder der "zielführenden" Methode tut das Ihre, um den immer, aber oft im Verborgenen parat stehenden den Zutritt zur Handlungsautonomie zu verwehren.
Therapie löst nicht das Problem, sondern ist Teil des Problems
Wenn wir genau unterscheiden zwischen therapeutischer Nothilfe und "Eingerichtet-sein" in eine Langzeittherapie, müssen wir im Auge behalten, dass Therapie sehr leicht zur Pathologisierung und Chronifizierung eines Störungsbildes beiträgt, und zwar aus vielerlei Gründen:
Wer langzeittherapiert (wird), löst (sich) nicht von Problemen, sondern intensiviert denKontakt damit. Die Verflechtungen werden verworrener, die gedanklichen Selbstzuschreibungen immer dreister, das Störungsbild wird fortlaufend internalisiert, auch nicht beteiligte Situationen oder Personen werden in beliebiger Weise mit einbezogen und vergrößern das „Operationsfeld“ exponentiell. In einer Therapie bei einem schwachen oder übermotivierten Therapeuten zu sein und sich dort umsorgt zu fühlen kann einen Krankheitsgewinn bedeuten, den man nie aus dem Auge verlieren darf!
Bitte nicht helfen – es ist so schon schwer genug
oder: Wenn meine Landkarte nicht auf deine Landschaft passt. Wie du in deinem vorletzten Post feststellst, gibt es zu viele Formen und Facetten der Prokrastination, sodass kaum ein (Therapie-)Deckel auf einen vorgegebenen (Prokrastinations-)Topf passt. (Oder wie wir im Fernsehen hören können: "Warum macht das Wetter nicht, was uns der Wetterbericht sagt?")
Wenn aber Therapie mit ihrem ganzen unklaren Drum und Dran zwischen banger Suche und Abschluss-Enttäuschung nur Frust und Zeitverlust bedeutet, und wenn der „praktische“ Anteil der landläufigen Prokrastination (Zeitmanagement, Arbeits/Ein/Teilung, Zielformulierung, Unlust etc.) außerhalb einer Therapie (also mit einem Coach, Freund, oder selbstmotiviert) erledigt werden kann, warum dann noch nach einer Therapie suchen, die mich im Zweifl nicht versteht, und der ich nicht vertraue?
Ich sage mir (und meinen Klienten) oft, dass Menschen seit 100.000 Jahren planen, tun oder auch nicht tun. Entscheidungen zu fällen und abzuarbeiten ist Teil des Lebens – nicht nur des menschlichen. Phasen, in denen das nur unter Anstrengung möglich ist, gehören dazu. Primaten können lesen lernen, und tun das, solange es ihnen Spaß macht. Raben können relativ lange Zeiträume bewusst vorausplanen, und es scheint ihnen Spaß zu machen - nicht nur der Belohnungen wegen, aber auch!
„Unter Druck entstehen Diamanten“
Dieser Spruch wird von Freunden der Prokrastination golden eingerahmt, von Kritikern der Perfektion ins Lächerliche gezogen. Ich finde, Diamanten sind nicht alles, was wir brauchen, aber sie können unser Herz erfreuen. „Druck“ ist, vielleicht mehr noch als „Krieg“, öffenbar "Vater aller Dinge". Weil Menschen in ihrem freien Willen immer auch NICHT vorausschauend planen und Zeit einteilen (können oder wollen). Aber genau das ist m.E. Teil unserer menschlichen Dualität, was immer auch die Hoffnung befördert, dass am Ende doch noch alles gut wird, auch wenn es mal wieder knapp war.
Krisen sind immer gefährlich und führen uns an den Rand unserer Möglichkeiten, aber in unserer Kreativität auch immer darüber hinaus. Nur der Druck der Klimaveränderung zog nach sich, die Zusammenhänge in der Natur zu einer neuen Handlungsmaxime zu machen, und nur das Auftauchen von Microplastik im letzten Winkel unserer Erde lässt Forschung entstehen, die noch weitgehender über wirtschaftliche Prozeduren und Machtverhältnisse nachdenkt.
Ausgehend von der Überzeugung, dass Prokrastinieren immer ein deutliches, wenn auch UNBEABSICHTIGTES Zögern und damit einen Weckruf bedeutet, muss ich anerkennen, dass die Frage: Worauf will ich der Weckruf hinweisen, was bis ich dabei zu verschlafen, nicht wertvoll genug zu bewerten ist – und auf keinen Fall wegtherapiert gehört Es gehört zur Würde des Menschen, sich mit seiner Schwäche bewusst auseinandersetzen zu dürfen!
Wegtherapieren sollte man (und kann man auch meistens) die zugrunde liegenden Störfaktoren, die mich hindern, den Kopf aus dem Sand zu heben, mir die Augen frei zu machen, aufzustehen und mein einzigartige Leben wieder in meine beiden Hände zu nehmen.
Schönen Sonntag!
pro-cras
Nachdem du solche Menschen in die Diskussion gebracht hast, die keine Therapie (mehr) wollen, möchte ich hierzu etwas mir Wichtiges hinzufügen – vielleicht unter einem neuen Thread „Keine Therapie ist (manchmal) die bessere Therapie“?
Therapie setzt eine Diagnose voraus und meint i.d.R. die medizinische Behandlung einer Störung mit Krankheitswert. Beides aber ist nicht immer nötig, kann eher kontraproduktiv sein und SELBSTheilungskräfte lähmen. Die Verunsicherung hinsichtlich dem „richtigen“ Behandler oder der "zielführenden" Methode tut das Ihre, um den immer, aber oft im Verborgenen parat stehenden den Zutritt zur Handlungsautonomie zu verwehren.
Therapie löst nicht das Problem, sondern ist Teil des Problems
Wenn wir genau unterscheiden zwischen therapeutischer Nothilfe und "Eingerichtet-sein" in eine Langzeittherapie, müssen wir im Auge behalten, dass Therapie sehr leicht zur Pathologisierung und Chronifizierung eines Störungsbildes beiträgt, und zwar aus vielerlei Gründen:
Wer langzeittherapiert (wird), löst (sich) nicht von Problemen, sondern intensiviert denKontakt damit. Die Verflechtungen werden verworrener, die gedanklichen Selbstzuschreibungen immer dreister, das Störungsbild wird fortlaufend internalisiert, auch nicht beteiligte Situationen oder Personen werden in beliebiger Weise mit einbezogen und vergrößern das „Operationsfeld“ exponentiell. In einer Therapie bei einem schwachen oder übermotivierten Therapeuten zu sein und sich dort umsorgt zu fühlen kann einen Krankheitsgewinn bedeuten, den man nie aus dem Auge verlieren darf!
Bitte nicht helfen – es ist so schon schwer genug
oder: Wenn meine Landkarte nicht auf deine Landschaft passt. Wie du in deinem vorletzten Post feststellst, gibt es zu viele Formen und Facetten der Prokrastination, sodass kaum ein (Therapie-)Deckel auf einen vorgegebenen (Prokrastinations-)Topf passt. (Oder wie wir im Fernsehen hören können: "Warum macht das Wetter nicht, was uns der Wetterbericht sagt?")
Wenn aber Therapie mit ihrem ganzen unklaren Drum und Dran zwischen banger Suche und Abschluss-Enttäuschung nur Frust und Zeitverlust bedeutet, und wenn der „praktische“ Anteil der landläufigen Prokrastination (Zeitmanagement, Arbeits/Ein/Teilung, Zielformulierung, Unlust etc.) außerhalb einer Therapie (also mit einem Coach, Freund, oder selbstmotiviert) erledigt werden kann, warum dann noch nach einer Therapie suchen, die mich im Zweifl nicht versteht, und der ich nicht vertraue?
Ich sage mir (und meinen Klienten) oft, dass Menschen seit 100.000 Jahren planen, tun oder auch nicht tun. Entscheidungen zu fällen und abzuarbeiten ist Teil des Lebens – nicht nur des menschlichen. Phasen, in denen das nur unter Anstrengung möglich ist, gehören dazu. Primaten können lesen lernen, und tun das, solange es ihnen Spaß macht. Raben können relativ lange Zeiträume bewusst vorausplanen, und es scheint ihnen Spaß zu machen - nicht nur der Belohnungen wegen, aber auch!
„Unter Druck entstehen Diamanten“
Dieser Spruch wird von Freunden der Prokrastination golden eingerahmt, von Kritikern der Perfektion ins Lächerliche gezogen. Ich finde, Diamanten sind nicht alles, was wir brauchen, aber sie können unser Herz erfreuen. „Druck“ ist, vielleicht mehr noch als „Krieg“, öffenbar "Vater aller Dinge". Weil Menschen in ihrem freien Willen immer auch NICHT vorausschauend planen und Zeit einteilen (können oder wollen). Aber genau das ist m.E. Teil unserer menschlichen Dualität, was immer auch die Hoffnung befördert, dass am Ende doch noch alles gut wird, auch wenn es mal wieder knapp war.
Krisen sind immer gefährlich und führen uns an den Rand unserer Möglichkeiten, aber in unserer Kreativität auch immer darüber hinaus. Nur der Druck der Klimaveränderung zog nach sich, die Zusammenhänge in der Natur zu einer neuen Handlungsmaxime zu machen, und nur das Auftauchen von Microplastik im letzten Winkel unserer Erde lässt Forschung entstehen, die noch weitgehender über wirtschaftliche Prozeduren und Machtverhältnisse nachdenkt.
Ausgehend von der Überzeugung, dass Prokrastinieren immer ein deutliches, wenn auch UNBEABSICHTIGTES Zögern und damit einen Weckruf bedeutet, muss ich anerkennen, dass die Frage: Worauf will ich der Weckruf hinweisen, was bis ich dabei zu verschlafen, nicht wertvoll genug zu bewerten ist – und auf keinen Fall wegtherapiert gehört Es gehört zur Würde des Menschen, sich mit seiner Schwäche bewusst auseinandersetzen zu dürfen!
Wegtherapieren sollte man (und kann man auch meistens) die zugrunde liegenden Störfaktoren, die mich hindern, den Kopf aus dem Sand zu heben, mir die Augen frei zu machen, aufzustehen und mein einzigartige Leben wieder in meine beiden Hände zu nehmen.
Schönen Sonntag!
pro-cras
Re: Ist Therapie möglich?
Hallo pro-cras, hallo Foristen,
um mit diesem Thema oder Thread etwas in die Tiefe zu gehen und vielleicht konkretere Antworten auch von anderen Foristen zu bekommen, habe ich mal einige Punkte, auf die es mir in dieser Diskussion und zu genau dieser Eingangsfragestellung ankommt, herausgestellt.
Wichtig waere mir diese Punkte abzuhandeln:
Viele Gruesse,
JavaBohne
um mit diesem Thema oder Thread etwas in die Tiefe zu gehen und vielleicht konkretere Antworten auch von anderen Foristen zu bekommen, habe ich mal einige Punkte, auf die es mir in dieser Diskussion und zu genau dieser Eingangsfragestellung ankommt, herausgestellt.
Wichtig waere mir diese Punkte abzuhandeln:
- Ist die Prokrastination (sowohl die studentische als auch die chronische) deiner Meinung nach (erfolgreich) therapierbar?
- Sollte nicht viel oefter ein Psychoanalytiker hinzugezogen werden, der zunaechst herausfindet, was die Prokrastination oder andere unterschwellig vorhandene Erkrankungen verursacht hat; und wo letztendlich eine Therapie anzusetzen waere?
- Was machen Prokrastinierer und Prokrastiniererinnen deiner Meinung nach falsch, wenn sie sich psychologische Hilfe suchen?
- Was koennen Psychologen aller Disziplinen besser machen, um die Erfolgsquote ihrer Therapien zu verbessern – um somit dem "Ist die Prokrastination therapierbar" besser zu begegnen?
Viele Gruesse,
JavaBohne
Re: Ist Therapie möglich?
Lieber JavaBohne, liebe Foristen,
Meine kurz gefasst Meinung zu den ersten beiden Punkten:
Ja, Prokrastination ist grundsätzlich immer erfolgreich behandelbar. Da Prokrastination keine (!) Krankheit (!) ist, sondern Ausdruck (Symptom) einer Störung (im Zeitmanagement, in der Organisation des Projekts, in der mentalen und körperlichen Gesundheit,in der Impulsivität/Frustrationstoleranz, in der Emotionsverarbeitung etc.), ist der Erfolg der Behandlung wesentlich vom Veränderungswillen der Betroffenen abhängig (und natürlich auch von der Qualität der Behandlung und der Klienten/Therapeutenbeziehung). Ein standardisiertes Behandlungsmanual gibt es nicht.
Und:
Im Zuge einer Behandlung (Therapie oder Coaching) tritt oft innerpsychisches konfliktbelastes Material zutage, das die Betroffenen belastet, und das ursächlich mit der Prokrastination in Bezug steht. Für dessen Rolle im Prokrastinationsgeschehen, dessen Einschätzung und eventuelle therapeutische Versorgung ist zwar nicht automatisch eine psychoanalytische Begleitung nötig, jedoch wäre ein tiefenpsychologisches Verständnis hilfreich.
Viele Grüße
pro-cras
Meine kurz gefasst Meinung zu den ersten beiden Punkten:
Ja, Prokrastination ist grundsätzlich immer erfolgreich behandelbar. Da Prokrastination keine (!) Krankheit (!) ist, sondern Ausdruck (Symptom) einer Störung (im Zeitmanagement, in der Organisation des Projekts, in der mentalen und körperlichen Gesundheit,in der Impulsivität/Frustrationstoleranz, in der Emotionsverarbeitung etc.), ist der Erfolg der Behandlung wesentlich vom Veränderungswillen der Betroffenen abhängig (und natürlich auch von der Qualität der Behandlung und der Klienten/Therapeutenbeziehung). Ein standardisiertes Behandlungsmanual gibt es nicht.
Und:
Im Zuge einer Behandlung (Therapie oder Coaching) tritt oft innerpsychisches konfliktbelastes Material zutage, das die Betroffenen belastet, und das ursächlich mit der Prokrastination in Bezug steht. Für dessen Rolle im Prokrastinationsgeschehen, dessen Einschätzung und eventuelle therapeutische Versorgung ist zwar nicht automatisch eine psychoanalytische Begleitung nötig, jedoch wäre ein tiefenpsychologisches Verständnis hilfreich.
Viele Grüße
pro-cras
Re: Ist Therapie möglich?
Also ich hab schon mal von Verhaltenstherapien gehört. Das soll ganz gut sein. Wenn Prokrastination eher etwas ist, was sich -Dir nachfolgend- aus (vielleicht korrekter: mehreren anderen), ursächlichen Störungen ableitet, so macht es natürlich nur Sinn, an diese Wurzeln zu packen - um die Prokrastination zu überwinden. Oder den Verlauf dieses lähmenden, und (mir als Betroffenem) recht total anmutenden Stillstands zu verwenden, mit ursächlichen Störungen umzugehen. Sobald angeblich "echte psychische Krankheiten" mit ins Spiel kommen, die offensichtlich a.) nie allein auftreten und b.) irgendwie mit Prokrastionation zu tun haben, so bin ich eher "antispsychiatrisch" eingestellt.
Re: Ist Therapie möglich?
Lieber krkr, liebe Foristen,
Ärztliche Psychotherapeuten, Fachärzte der Psychiatrie und Psychotherapie und psychologische Psychotherapeuten werden i.a.R. die „zugelassenen“ Verfahren anwenden, in denen sie ausgebildet sind, und die mit den Kassen abgerechnet werden können. Das sind: Verhaltenstherapie, kognitive Verhaltenstherapie, tiefenpsychologische Therapien, demnächst wohl auch die systemische Therapie.
So genannte Heilpraktiker für Psychotherapie erteilen kassentechnisch gesehen keine „Psychotherapie“, es steht ihnen allerdings ein weit größeres Behandlungsrepertoire zur Verfügung, dessen Abrechnung bei den KK immer wieder schwierig und stark Einzelfallabhängig ist.
Die von dir erwähnte Verhaltenstherapie wird bevorzugt, wenn die so genannte klassische Konditionierung einen Heilungsansatz bietet. Sie wird eingesetzt, wenn die Störungsgrundlagen in Verbindung stehen mit depressivem Verhalten, Angstzuständen, Zwangszuständen und Abhängigkeiten.
Tiefenpsychologische Therapien wenden ihren Blick nicht vorrangig auf das zu verändernde Verhalten, sondern auf die psychischen bzw. psychodynamischen Zustände, die dafür den Nährboden geben. Hier spielen früh-lebensgeschichtliche Erfahrungen eine wichtige Rolle. Wenn Prokrastination in starkem Maße aus lebensgeschichtlichen, oft auch emotionalen Quellen speist, kann dies ein sinnvoller wenngleich i.d.R. langwieriger Weg sein. Seit der „Erfindung“ der Tiefenpsychologie sind inzwischen eine Vielzahl unterschiedlicher Therapieansätze dazugekommen, auch solche, die versuchen, Verhaltens- und tiefenpsychologische/psychodynamische Verfahren miteinander zu verbinden. (Ich bitte zu berücksichtigen, dass in diesem Post die komplexe Masse der therapeutischen Möglichkeiten nur sehr kondensiert dargestellt werden kann!)
Für den betroffenen Laien ist es nicht einfach, den für ihn richtigen Weg und Therapeuten zu finden. Das oft berichtete „Therapeuten-Hopping“ zeigt dies deutlich.
Grundsätzlich besteht die Möglichkeit von Probe- (probatorischen) Sitzungen. Man muss sich aber auch darüber im Klaren sein, dass auch der Therapeut jederzeit die Möglichkeit hat, die Fortsetzung einer Therapie abzulehnen – auch kommentarlos, was für den Betroffenen oft schwer zu verdauen ist.
Vor diesem Hintergrund ist eine aufschiebende Haltung auch gegenüber einer Therapie nur zu gut verständlich, wenngleich sie leider auch nur selten zur Lösung des Problems führt.
Aus diesem Grunde bemühe ich mich- z.B. in diesem Forum, aber auch auf anderen frei zugänglichen Kommunikationsebenen - Informationen anzubieten, die dem einen oder anderen auf seinem Weg durch die Prokrastination hilfreich sein können. Ich bitte, dies nicht mit der Erteilung von Ratschlägen, von Ferndiagnosen oder konkreten Handlungsaufforderungen zu missverstehen!
Herzliche Grüße
pro-cras
Ärztliche Psychotherapeuten, Fachärzte der Psychiatrie und Psychotherapie und psychologische Psychotherapeuten werden i.a.R. die „zugelassenen“ Verfahren anwenden, in denen sie ausgebildet sind, und die mit den Kassen abgerechnet werden können. Das sind: Verhaltenstherapie, kognitive Verhaltenstherapie, tiefenpsychologische Therapien, demnächst wohl auch die systemische Therapie.
So genannte Heilpraktiker für Psychotherapie erteilen kassentechnisch gesehen keine „Psychotherapie“, es steht ihnen allerdings ein weit größeres Behandlungsrepertoire zur Verfügung, dessen Abrechnung bei den KK immer wieder schwierig und stark Einzelfallabhängig ist.
Die von dir erwähnte Verhaltenstherapie wird bevorzugt, wenn die so genannte klassische Konditionierung einen Heilungsansatz bietet. Sie wird eingesetzt, wenn die Störungsgrundlagen in Verbindung stehen mit depressivem Verhalten, Angstzuständen, Zwangszuständen und Abhängigkeiten.
Tiefenpsychologische Therapien wenden ihren Blick nicht vorrangig auf das zu verändernde Verhalten, sondern auf die psychischen bzw. psychodynamischen Zustände, die dafür den Nährboden geben. Hier spielen früh-lebensgeschichtliche Erfahrungen eine wichtige Rolle. Wenn Prokrastination in starkem Maße aus lebensgeschichtlichen, oft auch emotionalen Quellen speist, kann dies ein sinnvoller wenngleich i.d.R. langwieriger Weg sein. Seit der „Erfindung“ der Tiefenpsychologie sind inzwischen eine Vielzahl unterschiedlicher Therapieansätze dazugekommen, auch solche, die versuchen, Verhaltens- und tiefenpsychologische/psychodynamische Verfahren miteinander zu verbinden. (Ich bitte zu berücksichtigen, dass in diesem Post die komplexe Masse der therapeutischen Möglichkeiten nur sehr kondensiert dargestellt werden kann!)
Für den betroffenen Laien ist es nicht einfach, den für ihn richtigen Weg und Therapeuten zu finden. Das oft berichtete „Therapeuten-Hopping“ zeigt dies deutlich.
Grundsätzlich besteht die Möglichkeit von Probe- (probatorischen) Sitzungen. Man muss sich aber auch darüber im Klaren sein, dass auch der Therapeut jederzeit die Möglichkeit hat, die Fortsetzung einer Therapie abzulehnen – auch kommentarlos, was für den Betroffenen oft schwer zu verdauen ist.
Vor diesem Hintergrund ist eine aufschiebende Haltung auch gegenüber einer Therapie nur zu gut verständlich, wenngleich sie leider auch nur selten zur Lösung des Problems führt.
Aus diesem Grunde bemühe ich mich- z.B. in diesem Forum, aber auch auf anderen frei zugänglichen Kommunikationsebenen - Informationen anzubieten, die dem einen oder anderen auf seinem Weg durch die Prokrastination hilfreich sein können. Ich bitte, dies nicht mit der Erteilung von Ratschlägen, von Ferndiagnosen oder konkreten Handlungsaufforderungen zu missverstehen!
Herzliche Grüße
pro-cras